Die kürzeste FLA-Saison der Vipers

Wie war das FLA-Team der Vipers nach dem dritten Platz der Vorsaison nicht motiviert: „Der Bründl hört nächstes Jahr fix auf, da holen wir uns den Pokal!“, gab Präsident Scherbaum schon bei der Saisonabschlussfeier 2019 die Marschrichtung vor.

Monatelange schuftete das Team über den Winter unter Hantelstangen und Bleigewichten, um körperlich am Höhepunkt in die Vorbereitung zu starten. Gleich bei der ersten Trainingseinheit im Februar zeigten sich die ersten Erfolge der harten Arbeit: „Boys, diese Saison bin ich nur für euch da!“, rief Starreceiver Rhone erfreut, während er mühelos mit dem gesamten Offense-Huddle auf den Schultern ein Squat nach dem anderen drückte.*

Der Lockdown

Doch schon bald die Ernüchterung: Der große Corona-Lockdown. Der Trainingsplan wurde auf Homeworkout umgestellt, die Saison rückte für einige Wochen in den Hintergrund.

Dann der erste Lichtblick: „Buben, wir haben einen Spielplan für die Saison!“, verkündete Präsident Scherbaum in einer der 64 Vienna Vipers Whatsapp-Gruppen. Die Begeisterung kannte keine Grenzen.

Gefragt nach seinen Erwartungen für die neue Saison, lächelte Receiver-Starlet Prändl verschmitzt in die Kamera. „25 Punkte. Ich sag‘ nur: Fünfundzwanzig. Punkte. Pro. Spiel“, antwortete er, nahm dem verdutzten Moderator das Mikrofon aus der Hand und droppte es.

Dann ein weiterer Lichtblick: „Buben, wir haben einen neuen Spielplan für die Saison!“, verkündete Präsident Scherbaum in einer der 64 Vienna Vipers Whatsapp-Gruppen. Die Begeisterung kannte keine Grenzen.

Nach durchwegs negativen PCR-Abstrichen stand auch schon das erste Training vor der Türe. „Buben, so gut waren wir noch nie, laut Verband sind wir jetzt Spitzensportler!“, rief Officer Wykopal erfreut, bevor er das erste seiner berüchtigten 2,5-Stunden-Warmups der Saison leitete. „Echt jetzt?“, murrte WR Voith ertappt und ließ seine 2-Liter Eisteepackung und die Wurstsemmel zurück in seine Sporttasche gleiten.

Wenige Tag später der nächste Lichtblick: „Buben, wir haben einen neuen Spielplan für die Saison!“, verkündete Präsident Scherbaum in einer der 64 Vienna Vipers Whatsapp-Gruppen. Die Begeisterung kannte keine Grenzen.

Kurz vor dem Ziel

Noch nie zuvor hatte die Vorbereitung der Vipers so zielgerichtet gewirkt, es wurde sogar zweimal die Woche trainiert. Das Team war  in Topform, DB Chyna kehrte nach seiner erfolgreichen Doku-Soap „Große Oberschenkel für große Buben“ und einem überstandenen Kreuzbandriss fulminant zurück. Das lang ersehnte Comeback von Blitzer Klinger wurde sehnlichst erwartet.

QB Wasshuber hatte das Playbook großflächig überarbeitet: „Schauen Sie, im Grunde genommen ist die Sache ganz einfach: Auf ‚Hut‘ laufen die Burschen los, ich zähl bis drei und fetz‘ die Wuchtel vor. Keiner läuft so schnell wie unsre Offense und keiner wirft so weit wie ich. So einfach ist das“, gab Wasshuber freimütig den Season-Gameplan preis.

Die Bombe

Dann wieder ein Lichtblick: „Buben, wir haben einen neuen Spielplan für die Saison!“, verkündete Präsident Scherbaum in einer der 64 Vienna Vipers Whatsapp-Gruppen. Die Begeisterung kannte keine Grenzen.

Nun war es Mitte September tatsächlich soweit, dass der erste (und einzige) Grunddurchgangs-Spieltag vor der Türe stand, samt neuerlichen Corona-Tests. Und da platzte die Bombe: Zwei positive Fälle im Team der Vienna Vipers.

Zu allererst: Es geht ihnen gut.

Alle Hebel wurden in Bewegung gesetzt, das Corona-Präventionskonzept wurde minutiös exerziert. Die Kontaktpersonen, die bei Trainings mit den beiden Kollegen anwesend waren, begaben sich sofort auf Anraten des Teamarztes freiwillig in Quarantäne. Der ebenfalls negativ getestete Rest war pumped und ready auf der Türmatte, die Sporttasche gepackt und der Mundschutz vergessen.

Die große Verwirrung

Plötzlich kam ein Telegramm hereingeflattert:

„Ob Vipers teilnehmen dürfen muss entschieden werden. Ein Vertreter der Sportunion Vienna Vipers hat sich in 6 Stunden am Parkplatz vor dem AFBÖ-Verbandsgebäude einzufinden. Entschieden wird in einem Schere-Stein-Papier Duell. Verband gegen Verein. MfGME“

Verdutzt nahmen die Vipers die Meldung zur Kenntnis – nur noch 16 Stunden bis Spielbeginn. Sie nominierten in kürzester Zeit einen Duellanten: Neuzugang WR Pöcksteiner durfte zu seinem ersten großen Einsatz antreten. Er sollte seinem Namen alle Ehre machen und laut Mannschaftsrat den guten alten Stein einsetzen.

Das Duell

Es war ein frühherbstlicher Spätabend, die Nacht war schon über den Parkplatz hereingebrochen. Gefolgt von seinem Team schritt Pöcksteiner mit vor Anspannung zittrigen Händen voran. Kein Auto war mehr zu sehen, aus dem finsteren Verbandsgebäude war kein Mucks zu hören. Nur die Schritte der Vipers-Gefolgschaft hallten leise in der weiten Betonlandschaft. Bestimmt marschierte die Abordnung der Vipers auf den Treffpunkt zu: Parklücke 4A. Dort stand im flackernden Lichtkegel einer einsamen Laterne ein Mann in grauem Trenchcoat und tief ins Gesicht gezogener Packers-Kappe.

Es war tatsächlich der Verbandspräsident persönlich, der gegen die Vipers antrat: „Guten Abend. Bringen wir’s hinter uns. Sudden Death – gewinne ich, seid ihr raus, gewinnt ihr, dann dürft ihr mitspielen.“

Pöcksteiner trat vor, setzte seinen (erst kürzlich im offiziellen Vienna Vipers Fanshop erstandenen) Vipers-Mund-Nasenschutz auf, rieb seine rechte Hand gründlich mit Desinfektionsmittel ein und streckte die Faust in die Duellstellung.

Die beiden Kontrahenten sahen sich in die Augen, nickten einander zu, erhoben die Hände und riefen im Chor.

„Schere.“

„Stein.“

„Papiiieer!“

Ein gedämpftes Raunen erstreckte sich über den Parkplatz, gefolgt von einer düsteren Stille. Mit fassungslosem Blick sah der Vipers-Anhang in die Duellarena: Pöcksteiners Hand hatte sich wie erwartet zu einem brachialen Stein verkrampft, der überzeugender nicht hätte sein können. Auf der Gegenseite grinste der Verbandspräsident locker auf die beiden Hände. Pöcksteiners Faust streckte sich ein kleiner Kreis aus Zeigefinger und Daumen des Verbandspräsidenten entgegen.

„Der Stein fällt in den Brunnen. Sayonara!“, brach der Verbandspräsident die Stille, drehte sich um und verschwand im dichten Herbstnebel.

Kein Spieler der Vipers brachte ein Wort heraus.

„Brunnen giltet doch nicht?!“, platzte es dann aus DB Loos. Seine Worte verhallten einsam im Nachthimmel.

Erst Minuten später nahm sich Schatzmeister Scherbaum sen. ein Herz und rief: „Hallo? … Hallooo? Ist da jemand?“

Stille.

„Hallo? Was soll das? Brunnen gilt nicht! In welcher Regelung steht, dass Brunnen gilt? Es heißt Schere-Stein-Papier. Wo ist da ein Brunnen? Halloooo?“

Stille.

„Das gibt’s doch nicht, wer hat entschieden, dass Brunnen gilt? Und wann? Das ist ja völlig intransparent!“

Eine Krähe krächzte in der Ferne.

„Hallooo-oooo?? Warum überhaupt dieses dämliche Duell, was soll das? Werden unsere Spiele jetzt nachgetragen?“

Stille.

Als sich die Vipers-Gefolgschaft schon auf den Weg zurück machen wollte, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Off: „NEIN!!11!!1!

Das Ende

Das sollte es also gewesen sein. Der Kuchen war gegessen. Der Ofen war aus. Die dicke Frau hatte aufgehört zu singen. Die Schlusssirene war ertönt. Das Spiel war abgepfiffen. Der Platzwart hatte das Flutlicht endgültig abgedreht. Die Vienna Vipers waren raus.

Am Ende war‘s wie (fast) immer: Die Spiele spannend, aber am Ende gewannen die Indians – herzlichen Glückwunsch!!

Abschließend möchten wir uns natürlich trotz dieser riesengroßen Enttäuschung bei allen Beteiligten bedanken, die sich in diesem schweren Jahr so großartig dafür eingesetzt haben, dass so viele begeisterte Flagfootballerinnen und Flagfootballer heuer spielen durften. Allen voran den Ligaverantwortlichen, den SchiedsrichterInnen, dem AFBÖ, den Vereinen und nicht zuletzt den vielen freiwilligen HelferInnen, Eltern und SpielerInnen.

Dass heuer letztendlich so viel Flagfootball gespielt werden konnte, ist eine wirklich großartige Leistung. Wir freuen uns schon auf die nächste Saison!